Hausarbeiten, Klausuren und Referate – immer mehr Studis klagen über hohe Anforderungen und Stress. Nicht selten endet das in einem Burnout. Wir haben mit einer Expertin gesprochen und verraten dir, wie du einen Burnout erkennen und vermeiden kannst.
Früher war alles besser. Diesen Satz hast du sicher schon tausend Male von deinen Eltern oder Großeltern gehört. Oft verbirgt sich dahinter eine rosarote Brille, die die Vergangenheit schöner erscheinen lässt, als sie wirklich war. Glaubt man Bildungsexperten, ist an der Aussage in puncto Studienbedingungen aber etwas Wahres dran. Seit der Bachelor-Master-Reform ist die Zahl gestresster Studenten gestiegen. Ein Zufall? Barbara Krautz, leitende Ärztin des BurnOut-Zentrums München, glaubt nicht daran. Sie sieht die Ursache dafür in den gestiegenen Anforderungen an Studenten: „In vielen Studienfächern zählen alle Leistungen zur Gesamtnote – Klausuren ‚einfach nur zu bestehen‘ reicht nicht mehr. Außerdem gibt es viel mehr Forderungen nach aktiver Mitarbeit durch Seminararbeiten und Präsentationen.“ Die gleichzeitige Sorge um die berufliche Zukunft macht es nicht leichter. Duale Studiengänge stellen durch den Spagat zwischen Studium und Beruf ebenfalls hohe Anforderungen an Studenten. „Das unter einen Hut zu bringen, stellt eine enorme Belastung dar“, erklärt Krautz.
Nicht jeder Stress führt zum Burnout
Nicht selten ist diese Belastung die Ursache für einen Burnout. Ein Burnout sollte dabei nicht als eine Krankheit wie eine Grippe verstanden werden, sondern eher als Zustand mit verschiedenen Ausprägungen. „Bei einem Burnout fängt man an, negativ über sein Leben zu denken, neigt zu überempfindlichen Reaktionen und schläft häufig schlecht, weil man nachts grübelnd wach liegt, und kann sich immer schlechter konzentrieren. Häufig ziehen sich Menschen auch aus sozialen Aktivitäten zurück“, berichtet Barbara Krautz. Die Ursachen dafür vermuten Wissenschaftler in Veränderungen in Körper und Gehirn, die durch längerfristigen Stress ausgelöst werden. Ein Beispiel dafür ist der erhöhte Ausstoß des Hormons Cortisol, das für ein Stressempfinden verantwortlich ist.
Nicht jede Stresssituation muss jedoch zwangsläufig in einem Burnout enden. Manchmal sind es auch nur kurze Phasen, in denen man sich überfordert fühlt, beispielsweise in der Klausurenphase. Eine eindeutige Diagnose zu stellen, ist jedoch schwer. Stattdessen gibt Barbara Krautz eine Hilfestellung, wie du ein Burnout von einem „Durchhänger“ unterscheiden kannst: „Wenn man sich nach zwei Wochen Urlaub wieder fit fühlt und auch danach im Studium keine Symptome mehr auftreten, dann ist es kein Burnout.“ Wer dagegen an einem Burnout leidet, wird seine Symptome nicht einfach von heute auf morgen los.
Das kannst du tun
Um erst gar nicht in die Situation einer Überforderung zu kommen, nennt Barbara Krautz einige Tricks, mit denen man Stress abbauen und vermeiden kann. So seien regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, Treffen mit Freunden oder auch Entspannungstechniken wie Yoga hilfreich. Besonders wichtig ist es, dass du dir Zeit für dich nimmst. „Einfach mal nichts tun oder tun, was einem Freude bereitet, wie Musik machen, Mandalas malen etc. Es darf ruhig ‚sinnlos‘ sein“, erklärt Krautz.
Sollte es dafür jedoch schon „zu spät“ sein, solltest du dir Hilfe holen. Besonders dann, wenn du das Gefühl hast, dein Leben nicht mehr im Griff und keine Energie mehr zu haben. „Meist halten vor allem junge Leute zu lange durch und reden sich ein, dass sie sich ‚nur noch mal zwei Wochen zusammenreißen‘ müssen, dann geht es wieder. Und dann vergehen diese zwei Wochen und nichts hat sich geändert“, berichtet Krautz. Wichtig sei es, dabei zu betonen, dass ein Burnout nichts mit Versagen zu tun habe. Es sei keine Schande, sich Hilfe zu holen. Ansprechpartner in solchen Situationen sind Studentenberatungen an der Uni, Krankenkassen oder auch Hausärzte. In Notfällen kannst du dich auch an Seelsorgen oder psychosomatische Ambulanzen wenden.
Wenn du weitere Infos zum Thema Burnout und Tipps zur Vermeidung willst, lohnt sich ein Blick in das Buch „Stressfrei studieren ohne Burnout“, an dem Barbara Krautz mitgewirkt hat.