Arbeiten an der Uni: Der harte Weg zur Professur

Arbeiten an der Uni: Der harte Weg zur Professur

Ob BWL oder Kunstgeschichte – die meisten Studenten haben nach erfolgreichem Abschluss die Möglichkeit, als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni zu arbeiten. Ein lukrativer Job, wenn man es am Ende bis zum Prof schafft. Doch auf dem Weg dahin geht es häufig ums Überleben. Zum Nachteil von Familienplanung – und deines Studiums.

Die große Entdeckung machen. Eine Aufgabe lösen, an der andere verzweifelt sind. Die Wissenschaft um ein Stück voranbringen. Für viele Studenten ist das der Traum schlechthin. Schließlich bieten nur wenige Jobs in der privaten Wirtschaft so viel „Sinn“ wie wissenschaftliches Arbeiten, wo Probleme aus Medizin, Gesellschaft oder Wirtschaft gelöst werden.

Hat man es schlussendlich zum Professoren geschafft, winken neben Forschung ein guter Verdienst und Prestige, die das Forscherleben sehr angenehm gestalten. Aber der Weg dahin ist hart. Wissenschaftler sind in der Regel über 40, wenn sie zum Professoren ernannt werden. Bis dahin müssen sie sich als wissenschaftliche Mitarbeiter durchschlagen. In der Mehrheit der Fälle bedeutet das, mit befristeten Verträgen zu leben. Weniger als acht Prozent der wissenschaftlichen Angestellten an Hochschulen verfügen über einen unbefristeten Vertrag.

Die übrigen Mitarbeiter leben in Unsicherheit und sind häufig von Drittmitteln, also außeruniversitären Forschungsgeldern abhängig. Fallen diese Zuschüsse weg, ist auch der eigene Job in Gefahr. Diese Unsicherheit schreckt viele Absolventen ab. Schließlich entscheidet sich meist in diesen Jahren, ob man heiratet und/oder Kinder bekommen möchte. Die ständige Sorge vor einem Verlust des Jobs macht diese Entscheidungen nicht einfacher.

Warum befristete Verträge auch deine Lehre verschlechtern

Bei diesen Voraussetzungen wundert es nicht, dass sich viele talentierte Wissenschaftler auf dieses Glücksspiel nicht einlassen wollen. Die Folge: Entweder quittieren sie den wissenschaftlichen Dienst und wechseln in die oftmals in vielerlei Hinsicht lukrativere Privatwirtschaft oder sie gehen an ausländische Universitäten wie in der Schweiz oder den USA, wo Forschung noch ein profitables und sicheres Berufsfeld ist.

Dieser Verlust schadet nicht nur Deutschland als Wissenschaftsstandort, sondern auch der Lehre. Nicht, weil talentierte Wissenschaftler automatisch gute Lehrer sind, sondern weil im Kampf um Professuren die Qualität der Lehre nur eine äußerst geringe Bedeutung hat. Bei der Ausschreibung von Professuren geht es um Forschungsschwerpunkte, Publikationen und Prestige. Solange man bei der Lehre nicht vollkommen versagt hat, spielt diese nur eine untergeordnete Rolle.

Auch Drittmittel werden nicht für das Halten spannender Vorlesungen verteilt. Somit erscheint es wenig verwunderlich, dass viele Dozenten ihre Studenten in den Seminaren nur zusammenhangslos Referate aneinanderreihen lassen. Denn die Zeit, die sie in die Gestaltung innovativer Seminare stecken, fehlt ihn in der Forschung. Lustlose Seminare und gestresste Dozenten schrecken wiederum Studenten davon ab, nach ihrem Abschluss in die Forschung zu gehen. Ein Teufelskreis.

Zwar hat es von Seiten der Lehrenden schon häufig Protest gegen diese Bedingungen gegeben, doch statt die Universitäten mit mehr Geld auszustatten, wird in vielen Bundesländern zunehmend gespart. An dieser Stelle mag die Forderung nach Studiengebühren naheliegen, doch auch mit Studiengebühren hatte sich die Lage junger Wissenschaftlicher kaum verbessert.

Viel mehr braucht es für junge Wissenschaftler eine Perspektive, dass sich das Glücksrad zur Vertragsverlängerung nicht alle zwei Jahre dreht und auch ohne spätere Professur eine langfristige Beschäftigung an den Hochschulen möglich ist. Sonst sieht die Zukunft deutscher Hochschulen düster aus.