Flüchtlinge, die zur Begrüßung iPhones geschenkt bekommen und eine Regierung, die mithilfe sogenannter Chemtrails das Wetter beeinflussen will – das Internet ist voll von Verschwörungstheorien und falschen Storys. Wir erklären dir, warum Fake News häufig ein leichtes Spiel haben und wie du trotzdem den Durchblick behältst.
Eine US-amerikanische Studie kam kürzlich zu dem Schluss, dass 80 Prozent der befragten Schüler Nachrichten nicht von Werbung unterscheiden können. Da lässt sich leicht vorstellen, wie schwer es ihnen erst fallen wird, richtige Fakten von erfundenen Storys zu unterscheiden. Doch von Letzterem gibt es online mehr als genug zu finden. Durch Blogs, Foren und Co. ist es unglaublich leicht geworden, seine Gedanken und Ansichten mit der Welt zu teilen.
Grundsätzlich ist das eine gute Entwicklung, denn Konkurrenz belebt das Geschäft, wie es so schön heißt. Blogs wie Übermedien oder Krautreporter bieten eine gute und kritische Ergänzung zum herkömmlichen Medienangebot und setzen sich mit diesem oft kritisch auseinander. Doch unter der großen Menge an Blogs verbergen sich auch viele Seiten aus dem rechts- und linksextremen Milieu, die falsche und manipulierte Geschichten verbreiten, um den Lesern ihre Ideologien nahezubringen.
Warum lassen wir uns so leicht in die Irre führen?
Große Aufmerksamkeit erregte vor knapp zwei Jahren ein Artikel, in dem behauptet wurde, ein Flüchtling habe ein junges Mädchen bei lebendigem Leib verspeist. Die Meldung stammte von der Satireseite Postillon und war dementsprechend leicht als unglaubwürdig zu identifizieren. Dennoch tauchte wenig später in einem Film des NDRs auf, wo ein junges Mädchen die Satire-Meldung als ernstzunehmende Nachricht zitierte.
Lag es an fehlender Bildung und einer großen Portion Naivität, dass die junge Dame auf diese Meldung hereinfiel, oder kann das jedem von uns passieren? Aus Perspektive der Medienpsychologie kann es jeden von uns erwischen. Wissenschaftlich wird dabei von kognitiver Dissonanz gesprochen. Das bedeutet, dass Menschen es als höchst unangenehm empfinden, wenn Gedanken, Wahrnehmungen oder Informationen nicht miteinander vereinbar sind.
Stell dir vor, dir erzählt jemand, dass er von deinem besten Freund beklaut wurde. Damit steht auf der einen Seite dein Bild von deinem besten Freund als ehrliche und vertrauenswürdige Person und auf der anderen Seite der Verdacht, dass sie Diebstahl begangen hat. Für dich gibt es nun zwei Möglichkeiten, mit dieser Information umzugehen. Entweder du korrigierst das Bild von deinem Freund und siehst ihn nicht mehr als 100-prozentig vertrauensvoll an oder du glaubst den Vorwurf des Diebstahls nicht.
Dementsprechend sind wir verleitet, Informationsquellen zu nutzen, die unsere Voreinstellungen bestätigen, denn niemand möchte ständig seine Einstellungen korrigieren und somit zugeben müssen, dass er sich geirrt hat. So lässt sich erklären, dass asylablehnende Personen gerne flüchtlingskritische Seite nutzen, während Asylbefürworter lieber gegenteilige Quellen zur Information lesen. Die Auswirkungen dadurch sind mitunter gigantisch: Da zu Teilen vollkommen unterschiedliche (und falsche) Bilder verbreitet werden, ist zwischen vielen Asylbefürwortern und -kritikern keine Diskussion mehr möglich, da man sich nicht einmal mehr auf Fakten einigen kann.
So behältst du den Durchblick
Der Glaube, sich vollkommen neutral informieren zu können, ist idealistisch. Da Nachrichten (noch) von Menschen produziert werden, wird eine Meldung nie vollkommen neutral sein. Dennoch gibt es Wege, wie du dir ein ausgewogenes Bild zu Gesellschaft und Politik machen kannst. Zum einen solltest du vertrauenswürdige Quellen nutzen.
Damit sind zum einen die großen etablierten Medien gemeint wie ARD, ZDF oder auch die großen Tageszeitungen. Aber auch kleinere Blogs können vertrauenswürdig sein. Hier solltest du jedoch mal einen Blick in die Beschreibung des Blogs werfen. Denn bei Aussagen wie „Nachrichten, die Ihnen die Augen öffnen“ sollten sofort alle Alarmglocken schrillen. Wichtig bleibt jedoch auch, verschiedene Quellen zu nutzen. Während die taz allgemein als politisch links gilt, ist die Welt eher politisch konservativ einzuordnen. Wer beide Quellen nutzt, bekommt unterschiedliche Ansichten zu politischen Fragen geliefert.
Zuletzt bleibt aber Bildung der Schlüssel zum Durchblick. Wer weiß, wie das politische System Deutschlands funktioniert, muss nicht lange nachdenken, um zu wissen, dass Behauptungen, Deutschland sei ein Unternehmen der USA, Schwachsinn sind. Eine gute Möglichkeit, beim nächsten Besuch in der Bib mal bei den Politikwissenschaftlern vorbeizuschauen und ein wenig querzulesen 😉