Du streamst Filme im Zug, shoppst Shirts im Café und liest Nachrichten am Strand. Aber für Vorlesungen sollst du dich noch auf die klapprigen Holzstühle in der Uni setzen? In Zukunft vielleicht nicht mehr. Denn dann soll jeder von zu Hause aus studieren können. Ganz ohne Studiengebühren und NC. Doch es gibt auch Nachteile.
Moocs: Laptop statt Vorlesungssaal
Ein Mooc (Massive Open Online Course) ist eine Online-Vorlesung, an der jeder Interessierte kostenlos teilnehmen kann. Ziel ist es, Wissen ohne Zugangsvoraussetzungen zu vermitteln, also unabhängig von Ort, Geld und Abiturnote. Anbieter wie Coursera oder Iversity bieten eine breite Auswahl an Vorlesungen, beispielsweise zu Wirtschaft, Informatik oder Sozialwissenschaften, an. Einige Anbieter bieten nach erfolgreicher Teilnahme (beispielsweise durch Abgabe von Essays) auch Teilnahmebestätigungen an, die sich teilweise auch durch die Vergaben von Credit Points an Universitäten anrechnen lassen.
Das Ende des Numerus clausus?
Wenn Studis zukünftig von zu Hause aus Vorlesungen und Seminare belegen können, stellt das auch das System des Numerus clausus infrage. Im Gegensatz zum Vorlesungssaal gibt es bei angemessener technischer Ausstattung kein Limit für Zuhörer von Online-Vorlesungen. Zudem müssten Universitäten nicht mehr so große Gebäudekomplexe wie aktuell unterhalten, da Seminarräume und Vorlesungssäle überflüssig würden. Das macht Bildung günstiger. Denkbar ist auch, dass Universitäten zusammenarbeiten und Studenten somit aus einem breiteren Angebot wählen könnten: Morgens eine Soziologievorlesung der Uni München, mittags ein Politikseminar der Uni Hamburg; so könnten Studis noch stärker ihre Interessen in ihr Studium integrieren.
Ein System mit Grenzen
Bislang sind Moocs noch wenig verbreitet. Das liegt auch an einigen Problemen, die Moocs noch haben: Meist gibt es keinen Ansprechpartner für Rückfragen, sodass Studenten auf sich alleine gestellt sind. Wer eine gute Auffassungsgabe hat, wird sich daran kaum stören; doch nicht jeder versteht alles auf Anhieb. Manche Anbieter haben für diesen Fall Mentoren engagiert, doch das kostet den Zuhörer Geld. Aber auch die Idee des unbegrenzten Publikums funktioniert nicht immer: Seminare mit 1.000 Teilnehmern eigenen sich nicht, um Diskussionen zu führen.
Uni ist mehr, als Vorlesungen zu besuchen
Ein anderer Punkt, der von Kritikern bemängelt wird, ist eine fehlende Campus-Kultur. Studieren bedeutet auch, andere Menschen kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Man streitet über Politik, philosophiert über das Leben, findet Freunde und die große Liebe (Letzteres gerne auch mehrmals 😉 ). Wenn das Studium nur noch am heimischen Schreibtisch stattfindet, fällt dieser Aspekt des Studentenlebens weg.
Die große Frage für die Zukunft ist, ob Moocs ein Studium vollständig ersetzen können oder „nur“ eine Ergänzung für die klassische Vorlesung bleiben. Was ist eure Meinung? Würdet ihr lieber online studieren?