Können Geflüchtete überhaupt in Deutschland studieren? Dieser Frage geht momentan die junge Syrerin Aya nach. In unserem ersten Interview erzählte sie von den Gründen ihrer Flucht und ihrem Vorhaben, ein Masterstudium in Deutschland absolvieren zu wollen. Doch wie geht man dieses Vorhaben überhaupt an, in einem fremden Land, dessen Sprache man noch nicht wirklich mächtig ist? Wir haben versucht, alle wichtigen Infos und Anlaufstellen zusammenzutragen, um noch mehr Refugees zu motivieren, ihre Studienziele zu verwirklichen.
Wer darf in Deutschland studieren?
Nach Angaben der offiziellen Seite Study-in.de darf grundsätzlich jeder Geflüchtete an einer deutschen Hochschule studieren. Unproblematisch ist es vor allem dann, wenn der Aufenthaltsstatus anerkannt ist oder ein Duldungsstatus vorhanden ist.
Was dürfen Geflüchtete in Deutschland studieren?
Geflüchteten mit gültigem Aufenthaltsstatus stehen laut studieren-in-deutschland.org alle Arten von Studienprogrammen in der deutschen Hochschulbildung zur Verfügung:
- Bachelorstudium (Grundstudium) – für Studenten, die zum ersten Mal studieren
- Masterstudium – für Bachelorabsolventen
- Staatsexamen – für Absolventen, die in Deutschland als Arzt, Anwalt, Lehrer oder Pharmazeut arbeiten möchten
- Promotion (Doktorstudium) – für Studenten, die einen Masterabschluss haben
Was ist die erste Anlaufstelle?
Ayas erste Anlaufstelle war das für sie zuständige Jobcenter. Dort können alle bislang erbrachten Studienleistungen abgegeben werden. Diese werden dann an eine Universität, die den jeweiligen Fachbereich anbietet, zur Prüfung geschickt. Aya war sehr gut vorbereitet und hatte bereits in Syrien alle Dokumente übersetzen und beglaubigen lassen. Das ist von Vorteil, aber nicht unbedingt notwendig. Die Bundesregierung bietet außerdem einen Online Berater zum Thema „Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen und Studienleistungen“ an: www.anerkennung-in-deutschland.de. In Ayas Fall wird ihr syrisches Diplom in Geotechnik mit einem Bachelor-Abschluss gleichgestellt. Leider sind viele Jobcenter gerade in Bezug auf Studienmöglichkeiten für Geflüchtete noch schlecht geschult und es empfiehlt sich, selbst zu recherchieren.
Gibt es spezielle Studentenprogramme?
Ja, tatsächlich fördert der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) mehr als 170 Hochschulen und Studienkollegs im „Integra-Programm“ und dem „Welcome-Programm“. Diese Programme ermöglichen Flüchtlingen, schnell Ihre Deutschkenntnisse auf ein hochschulrelevantes Niveau zu bringen (B2 oder C1) und werden durch spezielle Vorbereitungskurse und als Gasthörer in ihrem Studienfach auf ihr Studium vorbereitet.
Um Hochschulen und Studentenwerke bei der Integration von Flüchtlingen ins Studium fachlich zu unterstützen, haben das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die Kultusministerkonferenz (KMK), der DAAD, das Deutsche Studentenwerk (DSW) und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eine gemeinsame Handreichung „Hochschulzugang und Studium von Flüchtlingen“ veröffentlicht (Quelle: DAAD)
Hier findet ihr alle aktuellen Hochschulprojekte im Überblick.
Wo dürfen Geflüchtete studieren?
Grundsätzlich dürfen Geflüchtete an jeder beliebigen Hochschule in Deutschland studieren, sofern sie die Voraussetzungen dafür erfüllen (siehe oben). Die meisten Hochschulen in Deutschland sind Teil des DAAD Welcome-Programms und haben detaillierte Infos zur Bewerbung auf ihren eigenen Websites. Da muss sich dann jeder Interessent einmal durchklicken, am besten gemeinsam mit einem deutschen Muttersprachler, da die Seiten leider selten mehrsprachig sind.
Welche Studienfinanzierung kommt für Geflüchtete in Frage?
Sehr wichtig ist natürlich auch die Frage nach der Finanzierung des Studiums, denn im Fall eines Studiums ist das Jobcenter nicht mehr zwingend zuständig. Dennoch gibt es unterschiedliche Wege, sich als Geflüchteter finanziell während eines Studiums unterstützen zu lassen. Die staatliche Förderung BAföG greift auch für Refugees und manche Hochschulen erlassen oder übernehmen auch verschiedene Gebühren. Einzelne Bundesländer haben auch spezielle Förderprogramme, wie beispielsweise das „Stipendienprogramm für Flüchtlinge aus Syrien in Baden-Württemberg“. Eine Auflistung von Hochschulprojekten und den Fördermaßnahmen einzelner Bundesländer gibt es hier.
Gibt es eine spezielle Job- und Praktikumsbörse für Refugees?
Ja, tatsächlich gibt es mit workeer eine Jobbörse für arbeitssuchende Geflüchtete und interessierte Arbeitgeber. Von Minijobs über Praktika bis hin zur Festanstellung gibt es viele Angebote und es lohnt sich definitiv, dort zu suchen.
Wo findet man allgemeine Informationen zum Leben in Deutschland?
Das Goetheinstitut hat die häufigsten Fragen zum Start in Deutschland zusammengestellt. Hier findet man alle hilfreichen Information zu alltäglichen Themen, wie Wohnen, Einkaufen, Gesundheit, Finanzen und Versicherungen.